Manche (die meisten) Philosophen haben eine solch außergewöhnliche Geschichte hinter ihrem Schaffen, dass dies erzählenswert ist.
Ludwig Wittgenstein glaubte mit seinem Tractatus logico-philosophicus das Grundproblem aller Philosophie gelöst zu haben, nämlich dass Verwirrung durch die Begriffe entstehe, deren Bedeutung zu selten geklärt wäre. Daher wollte er eine logische Abhandlung vorlegen, in der alle Begriffe geklärt sind – und die Methode für die weitere Arbeit vorgestellt wird. Aus der Einführung zum Tractatus:
I thereforebelieve myself to have found, on all essential points, the final solu-tion of the problems.
Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus
Daher wurde er nach dem 1. Weltkrieg Volksschullehrer und legte auch ein Wörterbuch für die Volksschule vor. Sein gewaltiges Erbe verteilte er u.a. auf Künstler wie Georg Trakl oder Rainer Maria Rilke. Als Volksschullehrer war er jedoch enttäuscht von Schüler*innen und wandte unsachgemäße pädagogische Methoden an. Nachdem er zweimal die Stelle gewechselt hatte, schlug er einen 11-Jährigen mit einem Schulbuch bewusstlos. Bevor er entlassen werden konnte, sandte er lieber selbst ein Rücktrittsgesuch ein. Anschließend arbeitete er als Gärtnergehilfe und wohnte in einem Werkzeugschuppen des jeweiligen Gartens.
Schließlich kehrte er in den späten 1920er-Jahren zum Glück wieder in die Philosophie zurück und arbeitet weiter an seinen Gedanken. Dabei erkannte er auch, dass er in seinem Tractatus nicht alle Probleme gelöst hatte. Er verfasste noch die Philosophischen Untersuchungen, die zwar größtenteils fertig, von ihm jedoch nie endgültig zur Veröffentlichung gegeben wurden.