Reisebericht: Via di Francesco (2023 – Teil 5)

Im Jahr 2020 zogen wir los, um den Franziskusweg zu einem Teil zu laufen. Im Jahr 2023 machten wir uns auf zum zweiten Teil von Assisi nach Rom. Die Route war lange geplant und wir freuten uns darauf, doch zeigte sich immer wieder, dass bestimmte Sachen einfach nicht geplant werden können. Der vierte Tag hatte uns über unsere Grenzen gebracht, über 30 Kilometer ohne echte Pausen, dafür mit insgesamt vier harten Aufstiegen. Die folgenden beiden Tage versprachen kürzere Strecken mit 12 und 11 Kilometern. Doch selbst die 12 von Tag 5 sollten ihre Tücken beinhalten…

Erholt durch die Hitze

Die extrem lange Etappe des vorigen Tages steckte uns tief in den Knochen. Wir hatten noch in der Nacht vor dem Schlafengehen entschieden, nicht früh aufzustehen, um erholt den Tag beginnen zu können. Außerdem hatten wir einen Riesenvorteil in unserer Villa: Es gab Frühstück!

Wir genossen jeden Bissen, auch wenn es nur Toast und Aufschnitt war, es gab noch ein paar Früchte, Fruchtsaft, Kaffee und dazu italienische Nachrichten im Fernsehen. Das war ein großartiger Start in den Tag, der uns motivierte und unsere Kräfte wieder mobilisierte. Zwar fühlten wir uns erholt, doch sollten wir noch Tage später merken, dass der 30-Kilometer-Tag seine Spuren hinterlassen hatte. An diesem Tag begannen wir jedenfalls spät und wussten, dass wir in die Hitze raus mussten.

Tolle Aussichten trotz Hitze

Die Sonne stand schon hoch am Himmel und briet unsere Gehirne weiter, obwohl wir schon angestrengt waren. Wir liefen gleich zu Beginn durch Olivenhaine und Schafherden, die morgens durch die Landschaft getrieben wurden, sich aber gar nicht bewegen mochten. Ein wenig wie wir.

Zivilisation

Nach dieser sehr sehr ländlichen Gegend kämpften wir uns zurück durch Dörfer, liefen wieder viel über Asphalt und begegneten manchmal den lustigsten Kleinigkeiten am Wegesrand. Sei es ein Baum, der durch den Beton wuchs oder ein Stromkasten, den ein verzerrtes Gesicht zierte.

So wechselten wir von Dorf zu Land und machten es uns zur Mittagspause in einem Café gemütlich, um der Hitze zu entkommen. Zwar gab es heute nicht allzu viel Weg zu bewältigen, doch wir litten weiter unter den über 30°C, die sich in der Sonne natürlich noch erhöhten. Also liefen wir mehr oder weniger automatisch weiter und kamen schon am Nachmittag in die Kleinstadt Terni, die heute unser Ziel war.

Irrungen und Wirrungen

Doch die Wegführung gestaltete sich schwierig, da dort eine Menge Straßen in ähnliche Richtungen führten. Wir hatten nur noch drei Kilometer zurückzulegen, sahen jedoch einen Fußweg, der uns als Kleingartenanlage erschien und absolut nicht unserer Vorstellung des Ziels entsprach. Also liefen wir ein paar hundert Meter zurück auf der Landstraße fast hinaus aus Terni, bis wir feststellten, dass uns diese Route nicht in die gewünschte Richtung brachte. Natürlich wollten wir aber nicht ganz zur Gabelung zurücklaufen, was einen Umweg von rund 1,5 Kilometern bedeutet hätte!

Kurzerhand stiegen wir über kleinere Absperrungen, sodass wir quer über eine kleine Wiese eine Abkürzung in die vermeintliche Kleingartenanlage nehmen konnten. Diese stellte sich bei näherer Betrachtung nämlich eher als Einfamilienhaussiedlung heraus, sodass wir ahnten, dass wir auf dem richtigen Weg liefen. Die urbane Gegend wandelte sich schnell in ländliche Straße, die sogar von Brücken überzogen und von Bäumen gesäumt wurde. Es konnte nicht mehr weit sein.

Dusche, Hund und Freundlichkeit

Nach weiteren etwa 1,5 Kilometern kamen wir heute schon an unserer Unterkunft an, die in einem großen Einfamilienhaus mit Pool, Hund und elektrischem Hoftor an. Die Gastgeberin, die die Tochter des Hausbesitzers empfing uns mit größter Freundlichkeit, auch der Familienvater gesellte sich dazu und ein weiteres Highlight, vor allem für Ingo: ein Hund! Dieser war sehr menschenfreundlich und verspielt, begrüßte uns euphorisch und lief bis zur Zimmerbegehung nebenher.

Die Spezialitäten der Region auf einer Karte

Das Zimmer war klein, aber sauber und mit allem nötigen ausgestattet. Das Bad war quasi neu gemacht und das nutzen wir auch gleich aus. Eine Dusche nach der Hitze war mehr als notwendig, nachdem wir unsere Sachen in die Ecke geworfen hatten. Wir hatten Lust auf Entspannung und ein gutes Essen, also fragten wir das auch gleich bei den Gastgebern ab, die uns bereitwillig ein schönes Restaurant in 1,5 Kilometer Entfernung empfahlen.

Taxi-Service

Noch am Abend merkten wir, dass uns der vorige Tag in den Knochen steckte. Wir – vor allem ich – genossen jede Sekunde, die wir nicht in den Wanderschuhen steckten, sondern in FlipFlops verbringen konnten. Nun brauchten wir aber unbedingt eine feste Mahlzeit, also machten wir uns auf den Weg Richtung Restaurant. Die Straße führte uns wieder an Wiesen und Bergen vorbei und die Sonne tat ihr Übriges, dass ein richtiges „Italien“-Gefühl aufkam.

Kaum hatten wir diese bemerkenswerten Fotos schießen und wieder in Bewegung setzen können, kam uns ein Mercedes entgegen. Der Fahrer schien es zunächst eilig zu haben, bremste jedoch kurz vor uns erst schwach, dann stärker ab, bis er zum Stehen kam. Die Scheibe senkte sich und der Fahrer entpuppte sich als der Gastgeber unserer Unterkunft. Er fragte, ob wir das empfohlene Restaurant ansteuerten und lud uns ein, er würde uns chauffieren. Was für eine Wohltat, hatte ich doch gar keine Lust, den Weg zu laufen!

Doch das war noch nicht alles. Wir wurden nicht nur gefahren, der Gastgeber sprach – in weißem Hemd und Anzughose – auch noch mit dem Personal und sorgte für einen guten Tisch. Die Auswahl war hervorragend und so genossen wir ein sehr schmackhaftes Abendessen, eine Cola, ein Bier und die pure italienische Gastfreundlichkeit, auch wenn sie nicht immer perfektes Englisch beinhaltete. Den Rückweg mussten wir zwar erneut zu Fuß zurücklegen, mit vollem Magen und ein wenig erholt lief es sich aber deutlich angenehmer als tagsüber.

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